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Traffiphot S – Funktionsweise, rechtliche Bewertung und mögliche Fehlerquellen

Schnell fahrender PKW

Das stationäre Geschwindigkeitsmessgerät Traffiphot S des Herstellers JENOPTIK Robot GmbH gehört zu den weltweit meistverwendeten Systemen zur Verkehrsüberwachung. Es zeichnet sich durch eine ausgereifte Technik und eine präzise Messmethode aus.


Technik und Einsatz des Traffiphot S

Das Traffiphot S wird in stationären Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung eingesetzt. Es basiert auf einer Messung über drei Piezo-Sensor-Kabel, die rechtwinklig zur Fahrbahn in die Fahrbahndecke eingelassen sind. Diese Sensoren registrieren die Überfahrzeitpunkte der Vorderräder eines Fahrzeugs. Auf Basis einer Weg-Zeit-Berechnung wird daraus die Geschwindigkeit ermittelt.

Weitere technische Merkmale:

  • Überwachung von zwei Fahrstreifen mit nur einer Kamera

  • Kurze Messstrecke von nur 2 Metern, wodurch eine exakte Zeitmessung möglich ist

  • Intelligenter Piezo-Vorverstärker, der zwischen Pkw und Lkw unterscheiden kann

  • Möglichkeit zur Online-Datenübertragung und Fernüberwachung

Dank dieser Eigenschaften kann das Gerät flexibel und zuverlässig an verschiedenen Standorten eingesetzt werden.


Standardisiertes Messverfahren – Bedeutung in der Praxis

Nach der aktuellen Rechtsprechung handelt es sich bei der Messung mit dem Traffiphot S um ein standardisiertes Messverfahren. Dies bedeutet, dass Gerichte bei ordnungsgemäßem Einsatz des Geräts in der Regel von der Richtigkeit des Messergebnisses ausgehen dürfen – sofern keine konkreten Hinweise auf Messfehler vorliegen.

Voraussetzung dafür ist:

  • das Gerät wurde ordnungsgemäß geeicht

  • es wurde entsprechend der Bauartzulassung und der Bedienungsanleitung verwendet,

  • die vorgeschriebenen Funktionsprüfungen wurden durchgeführt,

  • Die Messanlage wurde eichamtlich abgenommen.

Werden diese Vorgaben eingehalten, ist das Messverfahren in der Regel rechtlich nicht zu beanstanden.


Mögliche Fehlerquellen – Einzelfallprüfung notwendig

Trotz des hohen technischen Standards kann es in Einzelfällen zu Fehlfunktionen oder formellen Mängeln kommen, die die Verwertbarkeit einer Messung infrage stellen. Solche Mängel sollten im Rahmen einer Einzelfallprüfung untersucht werden.

Mögliche Fehlerquellen:

  • Fehlende oder unzureichende Prüfung der Sensoren: Nach den Vorgaben der Piezo-Richtlinie müssen die Koaxialkabel alle sechs Monate überprüft und die Prüfung dokumentiert werden.

  • Auffälligkeiten in der Messserie: Dazu zählen etwa Leerfotos oder eine zu hohe Annullierungsrate (über 20 %).

  • Fehlende Kalibrierungsfotos zu Beginn der Messserie, mit denen die Funktion des Systems überprüft wird.

  • Defekte Sensoren oder beschädigte Fahrbahndecke, etwa durch Witterungseinflüsse oder mechanische Belastung.


Wie häufig treten Fehler auf?

Eine allgemeingültige Fehlerquote für das Traffiphot S lässt sich nicht zuverlässig angeben. Viele Verfahren werden eingestellt oder nicht weiterverfolgt, sodass belastbare Zahlen fehlen. Untersuchungen unabhängiger Stellen legen jedoch nahe, dass ein nicht unerheblicher Teil der überprüften Messungen Mängel aufweist – sei es technischer, formeller oder prozessualer Art. Daraus ergibt sich keine grundsätzliche Unzuverlässigkeit des Geräts, wohl aber der Hinweis, dass eine sorgfältige Überprüfung im Einzelfall sinnvoll sein kann.